Experten vom Zentrum für Schilddrüsenerkrankungen mit den Standorten Bonn, Bornheim und Swisttal geben Empfehlungen zur Therapie der Hashimoto-Thyreoiditis
Die Schilddrüsenspezialisten im Zentrum für Schilddrüsenerkrankungen in Bornheim-Swisttal und im MVZ am St.-Marien-Hospital Bonn haben sich seit mehr als 35 Jahren intensiv mit der Diagnose und Therapie der Hashimoto-Thyreoiditis befasst. Für sie zeigt sich eine erfolgreiche Therapie in erster Linie daran, dass der Patient sich besser fühlt als vor der Therapie. Die alleinige Verbesserung der Laborwerte ist nicht ausreichend.
Sie können gerne einen Termin buchen in unserem Schilddrüsenzentrum in Bornheim oder Bonn unter: www.schilddruesenzentrum-bonn.de.
Die Symptome sind wichtiger als der TSH-Wert
Eine ausschließliche Orientierung am TSH-Wert berücksichtigt nicht, dass dieser Laborwert keine valide Aussage zur adäquaten Hormonversorgung der unterschiedlichen Gewebe zulässt. Da die lokale Verteilung der Rezeptoren für Thyroxin individuell unterschiedlich ist, kann es vorkommen, dass die Thyroxindosis zwar für Muskeln und Gelenke reicht, aber nicht für das Gehirn. In diesem Falle käme es zwar zu einem Rückgang der rheumatischen Beschwerden, die kognitiven Störungen (Denkfähigkeit, Konzentration) und die affektiven Störungen (Stimmung,Gefühle) wären noch nicht ausreichend behandelt.
Die Schilddrüse sollte bei Hashimoto-Thyreoiditis nicht isoliert betrachtet werden
Da Erkrankungen der Schilddrüse und insbesondere die Hashimoto-Thyreoiditis oft Auswirkungen auf zahlreiche andere Organe haben und in 25% autoimmune Begleiterkrankungen vorliegen, legen wir großen Wert darauf, nicht nur isoliert die Schilddrüse in unsere diagnostischen und therapeutischen Entscheidungen einzubeziehen. Die zusätzliche Kontrolle weiterer Organe im Sinne eines umfangreichen Gesundheitschecks wie Herz, Leber, Nieren oder Nebennieren ist aus ganzheitlicher Sicht notwendig. Insbesondere nach Dosisänderungen oder zu Therapiebeginn sollten negative Auswirkungen einer Schilddrüsenbehandlung auf andere Organe ausgeschlossen werden.
Hashimoto-Thyreoiditis kann das Risiko für Herzerkrankungen erhöhen
Eine Metaanalyse, bei der die Ergebnisse von insgesamt 1,9 Millionen Patienten in Europa und Nordamerika ausgewertet wurden, konnte zeigen, dass eine Schilddrüsenunterfunktion das Risiko für Erkrankungen des Herzens verdoppelt, wobei der wesentliche Anstieg des Risikos erst ab einem TSH-Spiegel über 10 zu verzeichnen ist.
Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis sollten deshalb regelmäßig auf Erkrankungen des Herzens und der Gefäße untersucht werden. Bei einer frühzeitigen Diagnose können schwere Komplikationen wie Koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz oder Herzinfarkt verhindert werden.
Erhöhtes Risiko für Schilddrüsenkrebs bei Hashimoto-Thyreoiditis
Hashimoto-Patienten haben gegenüber Gesunden ein etwa 4-fach erhöhtes Risiko ein Papilläres Schilddrüsenkarzinom zu bekommen. Deshalb sollten Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis regelmäßig auch auf Schilddrüsenknoten untersucht werden. Trotz dieses erhöhten relativen Risikos ist das absolute Risiko, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken, auch für Hashimoto-Patienten mit einem Risiko von 0,04 % pro Jahr immer noch sehr gering. Hinzu kommt, dass ein Papilläres Schilddrüsenkarzinom bei adäquater Behandlung die 10-Jahres-Überlebenschance im Vergleich zu gesunden Personen nur unwesentlicht verschlechtert, da Schilddrüsenkrebs in diesem Fall eine sehr gute Prognose hat.
Schilddrüsenknoten-Schilddrüsenkrebs
Dr. Hakaru Hashimoto war der Namensgeber von Hashimoto-Thyreoiditis
Ihren exotisch klingenden Namen verdankt die chronische Schilddrüsenentzündung dem japanischen Chirurgen Dr. Hakaru Hashimoto (1881 bis 1934), der die Erkrankung als Erster beschrieb.
In der deutschen Zeitschrift „Archiv für klinische Chirurgie“ veröffentlichte er im Jahre 1912 seine Entdeckung. Hashimoto hatte in den Schilddrüsen verstorbener Frauen Entzündungszellen gefunden, die die Schilddrüse teilweise zerstört hatten.
Neue Volkskrankheit: Schilddrüsenentzündung Hashimoto-Thyreoiditis
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist keine seltene Erkrankung. Sie wird zwar nur bei etwa 2 % der deutschen Bevölkerung diagnostiziert, nach neueren Schätzungen sind aber bereits 10 % der Deutschen von dieser Krankheit betroffen. Das bedeutet, dass es in Deutschland mehrere Millionen Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis gibt, die nicht wissen, dass sie an einer chronischen, autoimmunbedingten Entzündung der Schilddrüse leiden.
Frauen sind dabei mit einem Verhältnis von etwa 9:1 deutlicher häufiger betroffen.
Hashimoto-Thyreoiditis ist keine Erbkrankheit im engeren Sinne. Eine genetische Disposition (Erbanlage) für Autoimmunerkrankungen ist jedoch immer vorhanden.
Zu der Erbanlage (bad genes) müssen aber noch Auslöser (bad luck) hinzukommen, damit Patienten mit einer genetischen Disposition an Hashimoto-Thyreoiditis erkranken. Nicht selten haben diese Patienten auch eine erbliche Anlage für weitere Autoimmunerkrankungen.
Ursache der Hashimoto-Thyreoiditis
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine autoimmun verursachte Schilddrüsenentzündung. Autoimmun heißt, der Körper bildet fälschlicherweise Antikörper gegen die Schilddrüse, deren Gewebe als fremd angesehen wird. Dies führt zu einer chronischen Entzündung dieses Organs, die Hashimoto-Thyreoiditis genannt wird. Die Hashimoto-Thyreoiditis ist somit eigentlich keine Schilddrüsenerkrankung sondern eine Erkrankung des Immunsystems.
Jod und Hashimoto-Thyreoiditis
Trotz eines großen wissenschaftlichen Interesses konnte bei der Ursachenforschung bisher nicht zweifelsfrei ermittelt werden, warum die Hashimoto-Thyreoiditis so rasant an Häufigkeit zunimmt.
Deshalb sprechen wir weniger von Ursachen als von möglichen Auslösern dieser Erkrankung.
Auffällig ist, dass in allen Ländern, in denen die Zwangsjodierung der Lebensmittel eingeführt wurde, die Häufigkeit von Hashimoto-Erkrankungen stark zugenommen hat. Man vermutet, dass hohe Joddosen durch eine vermehrte Bildung von Zytokinen und Chemokinen eine Aktivierung des Immunsystems zur Folge haben und dies bei bestimmten Personengruppen zur Auslösung von Autoimmunerkrankungen, insbesondere im Bereich der Schilddrüse, führen kann.
Wir empfehlen deshalb unseren Patienten den Verzicht auf Jodsalz und den Verzehr von Seefisch, Sushi, Milch und Milchprodukten sowie jodhaltigen Fertigprodukten einzuschränken. Mit Jodsalz hergestellte Lebensmittel sollten gemieden werden. Wegen der Zwangsjodierung ist es seit 1993 in Deutschland praktisch unmöglich, den Konsum von Jod komplett zu vermeiden, da die Nahrungsmittel flächendeckend jodiert werden. Aus unserer Sicht ist ein kompletter Jodverzicht aber auch nicht nötig, da es letztendlich nicht endgültig geklärt ist, ob Jod wirklich den Krankheitsverlauf von Hashimoto-Thyreoiditis negativ beeinflusst. Patientinnen mit Kinderwunsch und Schwangere sollten auf jeden Fall Jod als Nahrungsergänzung nehmen, da in Studien nachgewiesen werden konnte, dass die Intelligenz des Kindes insbesondere mit der Jodversorgung der Mutter im ersten Drittel der Schwangerschaft korreliert.
Gluten und Hashimoto-Thyreoiditis
Auch das im Weizen enthaltende Klebeprotein Gluten wird als möglicher Auslöser für die Entstehung der Hashimoto-Thyreoiditis in Betracht gezogen. Es ist unzweifelhaft, dass Gluten bei dazu veranlagten Menschen eine sogenannte Zöliakie auslösen kann. Diese Autoimmunerkrankung des Dünndarmes kann auch als Begleiterkrankung bei Hashimotothyreoiditis vorkommen. Bisher konnte zwar kein sicherer Zusammenhang zwischen dem Konsum von Gluten und autoimmunbedingten Schilddrüsenerkrankungen gefunden werden, dennoch verspüren viele Patienten nach Einschränkung des Glutenkonsums einen deutlichen Rückgang ihrer Symptome.
Wenn es sich hierbei auch nicht um eine komplette Glutenunverträglichkeit wie bei Zöliakie handelt, gehen wir bei Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis zumindest von einer potentiellen Glutenempfindlichkeit (Glutensensivität) aus. Wir empfehlen deshalb den Patienten mit therapieresistenten Symptomen probeweise auf eine glutenarme Ernährung umzustellen. Ein völliger Verzicht auf Gluten wie bei Zöliakie ist unserer Erfahrung nach dabei meist aber nicht nötig.Die Schwelle, bis zu der Gluten vertragen wird, ist individuell auszutesten.
Potentielle Auslöser einer Hashimoto-Thyreoiditis
Folgende weitere Faktoren stehen wegen ihren Auswirkungen auf das Immunsystem ebenfalls in Verdacht, Auslöser einer Hashimoto-Thyreoiditis zu sein:
- Phasen der Hormonumstellung wie Pubertät, Schwangerschaft oder Wechseljahre
- Stress und seelische Belastungen
- Infektionen
- Schwere Erkrankungen wie Krebs oder Herzinfarkt
- Medikamente
- Rauchen
- Alkohol
- Mangel an Nährstoffen wie Vitamin D, Folsäure, Selen, Omega-3-Fettsäuren, B-Vitaminen, Zink, Eisen
- Veränderungen der Darmflora mit Schädigung der Darmwand
- Weibliches Geschlecht (X-Chromosom)
Mögliche Begleiterkrankungen bei Hashimoto-Thyreoiditis
In Verbindung mit der Hashimoto-Thyreoiditis können bei etwa 25 % der Erkrankten andere zusätzliche Autoimmunerkrankungen auftreten oder bereits bestehen:
- Magen-Darm-Erkrankungen wie Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Zöliakie und Gastritis
- Lebererkrankungen wie chronische autoimmune Hepatitis, Primär biliäre Zirrhose, IgG4-assoziierte Cholangitis, sklerosierende Cholangitis
- Bluterkrankungen wie Perniziöse Anämie mit Vitamin B12-Mangel, Morbus Werlhof, Kälteagglutininkrankheit
- Hauterkrankungen wie Vitiligo, Alopecia areata, Psoriasis, Urticaria, Lichen sclerosus, Morbus Behcet, Pemphigus vulgaris
- Nierenerkrankungen wie Glomerulonephritis, Retroperitonealfibrose, Goodpasture-Syndrom
- Erkrankungen der Nebennieren wie Nebennierenschwäche
- Gynäkologische Erkrankungen wie Endometriose oder PCO
- Herzerkrankungen wie Mitralklappenprolaps, Herzentzündungen, Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz und Herzinfarkt : Herzerkrankungen bei Schilddrüsenunterfunktion
- Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose und Entzündungen der Gefässe
- Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus
- Nervenerkrankungen wie Multiple Sklerose, Polyneuropathie, Myasthenia gravis
- Rheumatische Erkrankungen wie Fibromyalgie, Kollagenosen, Rheumatoide Arthritis, Sjögren-Syndrom, Morbus Bechterew
- Augenerkrankungen wie Endokrine Orbitopathie
- Bindegewebserkrankungen wie Sarkoidose, Lupus erythematodes oder Sklerodermie
- Muskelerkranungen wie Myasthenia gravis, Polymyositis, Polymyalgia rheumatica
- Gehirnerkrankungen wie Autoimmun-Encephalitis, Hashimoto-Encephalopathie
- Thromboseneigung wie Antiphospholipid-Syndrom
- Andere Schilddrüsenerkrankungen wie Morbus Basedow oder Schilddrüsenkrebs
Die meisten dieser Erkrankungen können relativ leicht ausgeschlossen werden, z. B. durch Labor- oder Ultraschalluntersuchungen. Im Zentrum für Schilddrüsenerkrankungen mit den Standorten Bonn, Bornheim und Swisttal werden solche Kontrolluntersuchungen regelmäßig durchgeführt, um das Auftreten einer dieser autoimmunen Begleiterkrankungen frühzeitig zu erfassen.
Diagnose der Hashimoto-Thyreoiditis
Die zwei wichtigsten Bausteine der Schilddrüsen-Diagnostik sind die Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse und die Bestimmung der Schilddrüsenwerte im Blut.
Ultraschall der Schilddrüse
Mit der Schilddrüsensonographie lässt sich die zerstörte Binnenstruktur der Schilddrüse darstellen. Die typische Hashimoto-Schilddrüse zeigt in der Ultraschalluntersuchung dabei eine echoarme (dunkle) und unregelmäßige Struktur, die als "mottenfrass- oder leopardenfellartig" beschrieben werden kann. Ein Szintigramm der Schilddrüse ist bei Hashimoto-Thyreoiditis ohne zusätzlichen diagnostischen Wert und allenfalls zur Abklärung von gleichzeitig auftretenden Schilddrüsenknoten nur selten notwendig.
Die Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse ist bei Hashimoto-Thyreoiditis auch zur Verlaufskontrolle von Bedeutung.
Schilddrüsenwerte
Eigentlich ist es kein wirklicher Schilddrüsenwert, das TSH, das "Thyroidea" (Schilddrüse) Stimulierende Hormon". Das TSH wird nämlich nicht von der Schilddrüse sondern von der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) produziert. Das TSH steuert aber die Bildung der Schilddrüsen-Hormone T3 und T4. Wenn zu wenig Hormone in der Schilddrüse gebildet werden, steigt das TSH, wodurch die Schilddrüse angeregt werden soll, ausreichend T3 und T4 zu produzieren. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist das TSH deshalb hoch. Wenn dagegen zu viel Hormone gebildet werden (Schilddrüsenüberfunktion), sinkt das TSH, um die Produktion von T3 und T4 zu drosseln.
Bei der sogenannten latenten Schilddrüsenunterfunktion sind die Schilddrüsenhormone oft noch im Normbereich, sodass die Unterfunktion nur am erhöhten TSH festzustellen ist.
Schilddrüsenantikörper
Bei einer Autoimmunerkrankung bildet das Immunsystem fälschlicherweise Antikörper gegen den eigenen Körper. Bei der Hashimoto-Thyreoiditis werden Antikörper gegen die Schilddrüse gebildet. Neun von zehn Patienten haben TPO-Antikörper.TG-Antikörper finden sich in etwa 60 % der Betroffenen.
Bei einer Übergangsform zum Morbus Basedow (Schilddrüsenüberfunktion) finden sich meist auch die TR-Antikörper. In fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung kommt es häufig zu einem Abfall der Antikörpertiter. Hierdurch wird die chronische Autoimmunentzündung der Schilddrüse bei ausschließlicher Bestimmung der Laborwerte nicht selten übersehen.
Meist sind wie gesagt die TPO-Antikörper und die TG-Antikörper beide gleichzeitig erhöht, manchmal aber auch nur einer von beiden. Selbst das vollständige Fehlen von erhöhten Schilddrüsenantikörpern schließt in der Anfangsphase oder auch in Spätstadien eine Schilddrüsenentzündung nicht vollständig aus. Entscheidend für die Diagnose ist dann die typische Struktur des entzündeten Schilddrüsengewebes im Ultraschall.
Fehldiagnose Burn-out
Viele Schilddrüsenspezialisten fordern ein Überdenken der Normwerte für TSH, damit eine Schilddrüsenunterfunktion eher entdeckt werden kann. Oft gilt ein TSH von 2.0 - 4,0 noch als normal. Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann aber auch schon bei niedrigeren TSH-Werten vorliegen.
Bei Symptomen, die für eine Schilddrüsen-Unterfunktion sprechen, sollte über eine probeweise Therapie mit Schilddrüsenhormonen nachgedacht werden.
Beschwerden wie Müdigkeit und Erschöpfung werden häufig für ein Burn-out-Syndrom gehalten. Eine Therapie mit Schilddrüsenhormonen kann hier auch bei Patienten mit einem formal normalen TSH-Wert erstaunliche Resultate erzielen.
Symptome bei Hashimoto-Thyreoiditis
Manchmal stehen am Anfang für einen kurzen Zeitraum die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion im Vordergrund, im weiteren Krankheitsverlauf dominieren aber die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion.
Die Schilddrüsenentzündung beginnt oft schleichend, sodass die Patienten die Symptome zunächst kaum wahrnehmen. Typische Auslöser für eine Veränderung des Immunsystems sind Stress, seelische Belastung, Infekte oder Hormonumstellungen.
Die Symptome Erschöpfung, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Depression und Angstzuständen führen, wie bereits gesagt, oft zur Fehldiagnose Burn-out-Syndrom. Andere häufig auftretende Symptome sind: Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit, Gelenkschmerzen, Haarverlust, brüchige Nägel, trockene Haut, Nesselsucht, Herzstolpern, hoher Blutdruck, Blähungen, Verstopfung, hoher Cholesterinspiegel, verminderte Libido, Zyklusstörungen, unerfüllter Kinderwunsch, Schwindel, Herzrhythmusstörungen, Blutarmut, Muskelschmerzen, Ödeme, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen.Bei Kindern treten oft Entwicklungsstörungen auf, die zu Problemen in der Schule führen.
Da die Schilddrüse starken Einfluss auf die meisten Stoffwechselprozesse und gleichzeitig auch auf das Nervensystem und die Psyche hat, sollte bei Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Schlafstörungen oder Depressionen immer auch die Schilddrüse untersucht werden.Unserer Erfahrung nach verbirgt sich hinter vielen Beschwerden als eigentliche Ursache eine Erkrankung der Schilddrüse.
In Einzelfällen treten die typischen Symptome einer Hashimoto-Thyreoiditis auf, aber Antikörper sind nicht nachweisbar und im Ultraschall zeigt die Schilddrüse noch nicht die typischen Ultraschallveränderungen. Dann bleibt die Krankheit oft über Jahre hinweg unentdeckt. Ursache für den fehlenden Nachweis der TPO- und TG-Antikörper ist in diesem Fall wahrscheinlich die Tatsache, dass die Konzentration der Antikörper im Blut nicht immer die Konzentration im Gewebe der Schilddrüse widerspiegelt.
Paradoxe Symptome
Nicht selten treten aber auch neben den typischen Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion auch Überfunktionssymptome auf.
Dies liegt daran, dass verschiedene Organe unseres Körpers Schilddrüsenhormone unterschiedlich aufnehmen. So stellen sich oft paradoxe Symptome einer Über- bzw. Unterfunktion der Schilddrüse ein und Anzeichen beider Störungen können gleichzeitig auftreten oder sich abwechseln. Dadurch braucht man nicht selten viel Geduld, bis die richtige Hormondosis gefunden ist.
Endokrine Orbitopathie
Bei der Augenbeteiligung, der sogenannten "endokrinen Orbitopathie" treten Symptome auf wie Augentränen, gerötete Augen, Trockenheit der Augen, Blendungsempfindlichkeit oder Fremdkörpergefühl. Es kann auch zu einer Beeinträchtigung oder Verlust des Sehvermögens kommen. Bei der endokrinen Orbitopathie handelt es sich ebenfalls um eine Autoimmunreaktion. Dabei reagieren Antikörper gegen das Augengewebe.
Therapie der Hashimoto-Thyreoiditis
L-Thyroxin (T4),Trijodthyronin (T3), Natürliche Schilddrüsenhormone (NDT)
Bei einer durch die Entzündung entstandenen Unterfunktion der Schilddrüse ist meist eine Therapie mit Schilddrüsenhormonen notwendig. Aber nicht in allen Fällen endet die Hashimoto-Thyreoiditis in einer Schilddrüsenunterfunktion.
Dann kann unter Umständen auf eine Hormontherapie verzichtet werden. Regelmäßige Kontrollen sind aber auch in diesen Fällen notwendig, um eine durch weitere Zerstörung des Schilddrüsengewebes auftretende Unterfunktion der Schilddrüse frühzeitig erfassen zu können.
Wenn eine Therapie mit Schilddrüsenhormonen sinnvoll ist, beginnen wir meist mit einer niedrigen Dosis wie 12,5 oder 25 µg L-Thyroxin (T4). Zunächst werden die Schilddrüsenwerte alle 4-12 Wochen kontrolliert.
Die meisten Patienten fühlen sich dann bei einem relativ niedrigen TSH- Wert am wohlsten. Deshalb streben wir meist einen solchen TSH-Wert an. T3 und T4 sollten dabei aber auf jeden Fall im Normbereich bleiben. Außerdem muss auf das Auftreten von Folgen einer eventuellen zu hohen Dosierung wie z. B. Störungen des Herz-Kreislauf-Systems oder Osteoporose geachtet werden.Da der TSH-Wert im Blut wegen der unterschiedlichen Hormonrezeptordichte in den Geweben keine sichere Aussage zur Hormonversorgung der einzelnen Organe zulässt, orientieren wir uns bei der Dosisfindung in erster Linie am Befinden des Patienten.
Bei manchen Patienten mit therapieresistenten Symptomen ist ergänzend zur Standardtherapie mit der Speicherform T4 auch die zusätzliche Gabe der aktiven Form Trijodthyronin (T3) notwendig.
Bei Schwangeren mit Hashimoto-Thyreoiditis sind engmaschige Kontrollen und die rechtzeitige Dosierungsanpassung sowie die Kontrolle des Jodstoffwechsels besonders wichtig.
Einige Patienten kommen mit natürlichen Schilddrüsenhormonen, den sogenannten NDT (Natural Desiccated Thyreoid, gefriergetrocknetes Schilddrüsenextrakt vom Schwein) besser zurecht als mit den synthetisch hergestellten Präparaten. Die Befürworter dieser Therapie weisen darauf hin, dass natürliches Schilddrüsenextrakt neben T4 und T3 noch weitere stoffwechselaktive Substanzen wie T1, T2 und Calcitonin enthält. Zudem sind die natürlichen Hormone an Protein gebunden, weshalb sie eventuell besser über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden können. Die natürlichen Hormone enthalten T4 und T3 in einem Verhältnis von 4:1 also relativ viel T3, was insbesondere anfangs oft zu Überfunktionssymptomen führt. Manche Patienten nehmen deshalb noch zusätzlich synthetisches L-Thyroxin dazu, um die Dosis des natürlichen Hormons und somit auch des T3 vermindern zu können. Manchmal hilft es auch die Überfunktionssymptome zu vermindern, wenn die Dosis des Schilddrüsenextraktes auf morgens und mittags verteilt wird. Allerdings besteht zumindest potentiell das Problem, dass die Hormondosis bei den natürlich hergestellten Präparaten Schwankungen unterworfen sein kann, was dann zu Schwierigkeiten bei der Dosisfindung führt. Es gibt glühende Verfechter der Therapie mit natürlichen Schilddrüsenhormonen, aber auch erbitterte Gegner.
fT4/fT3 - Rechner zur Hashimoto-Therapie
fT3
fT4
Interpretation der Werte
Wenn die fT3- und fT4-Werte unter 30 % liegen, liegt meist eine Unterfunktion vor und die Thyroxin-Dosis sollte erhöht werden.
Die meisten Patienten, die an Hashimoto-Thyreoiditis leiden, kommen erst ab Werten über 70% in den Wohlfühlbereich, manchmal erst bei Werten nahe 100 %. Die Laborwerte sind aber nicht so wichtig wie das Befinden des Patienten. Die fT3- und fT4- Werte sollten auf keinen Fall über 100 % liegen. Dann besteht die Gefahr langfristiger Gesundheitsschäden wie Herzerkrankungen oder Osteoporose.
Eine große Differenz zwischen den fT4 und fT3- Werten ist unbedeutend, wenn die Patienten sich dabei wohl fühlen. Ein niedriges fT3 kann aber auch eine Umwandlungsstörung von fT4 in fT3 anzeigen. Sollten Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion vorliegen, ist die Therapie entsprechend anzupassen. Bei der Einnahme von natürlichen Schilddrüsenhormonen vom Schwein ist der fT4-Wert in Relation zum fT3-Wert naturgemäß niedriger.
Streit über die beste Therapieform
Die weitaus meisten unserer Patienten können wir mit einer ausreichenden Dosis von L-Thyroxin (T4) gut einstellen. Manche Patienten benötigen zusätzlich noch Trijodthyronin (T3). Nur wenige fühlen sich mit Schilddrüsenextrakten am wohlsten. Der zum Teil erbitterte Streit zwischen Befürwortern und Gegnern der verschiedenen Therapieformen hilft den Patienten im individuellen Fall nicht weiter. Wir halten uns dabei an Hippokrates : "Wer heilt hat recht !". Wenn es den Patienten unter der Therapie besser geht, ist es die richtige Therapie.
Selen
Die Schilddrüse enthält mehr Selen als jedes andere Organ. Es wird vermutet, dass Selenmangel die autoimmunbedingte Entzündung der Schilddrüse verstärken könnte. In einigen Studien konnte durch die Einnahme von Selen die Konzentration der Schilddrüsenantikörper wie anti-TPO vermindert werden. Andere Studien dagegen fanden keinen Einfluss von Selen auf die Antikörperbildung. Somit ist noch nicht endgültig geklärt, ob die Einnahme von Selen die Entzündung der Schilddrüse wirklich abschwächen kann.
Selen hat aber auf jeden Fall eine Bedeutung für die Umwandlung von der Speicherform T4 in das aktive T3.
Selen ist ein Spurenelement, das der Mensch nicht selbst herstellen kann. Ein im Blut nachgewiesener Selenmangel sollte durch Nahrungsergänzung mit Selen ausgeglichen werden.
Patienten mit normalen Selenspiegel im Blut haben, wenn sie trotzdem eine Nahrungsergänzung mit Selen durchführen, ein sehr gering erhöhtes Risiko an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken. Diese Risikoerhöhung ist allerdings statistisch nicht siknifikant. Wir empfehlen wegen dieses minimal erhöhten Diabetes-Risikos den Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis bei normalen Selenspiegel es zunächst ohne Selen zu versuchen. Wenn die Beschwerden mit einer alleinigen T4 -Therapie dann immer noch nicht ausreichend gebessert werden können, halten wir die Einnahme von 100-300 µg Selen für vertretbar, wenn es dadurch zu einem Rückgang der Beschwerden kommt. Der Selenspiegel sollte dabei aber nicht über den Normbereich erhöht werden.
Vitamin D
Sehr häufig haben Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis einen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel im Blut haben. Eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D3 ist wegen der Wirkung dieses Vitamins auf das Immunsystem bei nachgewiesenen Mangel unbedingt zu empfehlen.
Omega-3-Fettsäuren
Auch Omega-3-Fettsäuren sollten in ausreichender Menge mit der Nahrung zu sich genommen werden. Neben Fisch (Vorsicht Jod !) sind auch Fleisch, Butter oder Eier gute Quellen für Omega-3-Fettsäuren. Dabei sind vor allen Dingen die Eicosapentaensäure (EPA) und die Docosahexaensäure (DHA) wichtig. EPA und DHA wirken durch eine verminderte Bildung von Entzündungsmediatoren wie Leukotrienen oder Prostaglandinen erwiesenermaßen stark entzündungshemend.
Mit der Bestimmung des Omega-3-Index kann der prozentuale Anteil von EPA und DHA in den roten Blutkörperchen gemessen werden. Werte über 8% gelten als normal.
Auf eine ausreichende Zufuhr von Eisen, B-Vitaminen, Zink und Magnesium sollte ebenfalls geachtet werden.
Hashimoto-Thyreoiditis - eine unheilbare Erkrankung?
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist wahrscheinlich nur in einem sehr frühen Stadium heilbar, sodass man in den allermeisten Fällen von einer lebenslangen Erkrankung ausgehen muss. Patienten Hoffnung zu machen, dass die Krankheit mit bestimmten zweifelhaften Methoden heilbar ist, entspricht nicht dem Stand einer evidenzbasierten Medizin und ist aus unserer Sicht unseriös. Bei konsequenter Überwachung und Therapie ist aber weder die Lebensqualität noch die Lebenserwartung eingeschränkt, so dass die meisten Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis beschwerdefrei leben können.
Ernährung und Lebensführung bei Hashimoto-Thyreoiditis
Die Empfehlungen, die wir Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis zur Lebensführung und Ernährung geben, sind nicht spezifisch, sondern haben Allgemeingültigkeit und sind bis auf die verminderte Jodaufnahme für jedermann geeignet.
Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis sollten ausreichende Ruhe- und Schlafzeiten einhalten, Stress und Überforderung meiden, Entspannungstechniken wie z. B. Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson erlernen, moderaten Sport treiben oder sich zumindest regelmäßig bewegen und auf eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung achten.
Die „richtige " Hashimoto-Therapie:
Das Befinden des Patienten ist wichtig, nicht die Laborwerte!
Die Frage nach der richtigen Therapie einer Hashimoto-Thyreoiditis ist nur individuell zu beantworten. Wer sich unter der Therapie schlechter fühlt als vorher, ist falsch therapiert. Wer sich besser fühlt, ist richtig therapiert. Eine subjektiv empfundene Besserung ist für den Erfolg der Therapie wichtiger als nur „Laborkosmetik“ zu betreiben.
Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis sollten sich aber in jedem Fall von einem in Hormon- und Autoimmunerkrankungen erfahrenen Arzt betreuen lassen.
Für weitere Informationen rund um konkrete Methoden aus der "Hashimoto-Sackgasse" bis hin zum Therapieerfolg verweisen wir an dieser Stelle auf das Werk von Dr. Christian Lunow "Der Hashimoto-Guide - Ihr Weg zum Therapie-Erfolg".
Fachbegriffe:
Hashimoto-Thyreoiditis = Entzündung der Schilddrüse durch Autoimmunantikörper
Thyreoiditis = Schilddrüsenentzündung
Euthyreose = normale Schilddrüsenfunktion
Hypothyreose = Schilddrüsenunterfunktion
Hyperthyreose = Schilddrüsenüberfunktion
TSH = Thyreoidea (Schilddrüse) Stimulierendes Hormon
T3 = Trijodthyronin, die aktive Form der Schilddrüsenhormone
T4 = Tetrajodthyronin, die Speicherform der Schilddrüsenhormone (L-Thyroxin)
TPO-AK = Antikörper gegen die Thyreoperoxidase der Schilddrüse
TG-AK = Antikörper gegen Thyreoglobulin
TR-AK = TSH-Rezeptor-Antikörper bei Morbus Basedow
Weitere Informationen rund um Hashimoto auch in unserem Blog unter www.hashimoto-koeln-bonn.de, www.schilddruesenzentrum-bonn.de und auf www.hashimoto-thyreoiditis.de